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GRASSI-Preis des CAG-Stiftungsfonds geht an Sonngard Marcks

Preis für herausragend kunsthandwerkliche Leistungen ist mit 3.000 Euro dotiert.

Die diesjährige Grassimesse Leipzig wurde am 23. Oktober 2025 in Vertretung des Oberbürgermeisters Burkhard Jung von Martina Münch, Bürgermeisterin und Beigeordnete für das Dezernat Soziales, Gesundheit und Vielfalt der Stadt Leipzig, eröffnet. Frau Münch übergab dabei auch den Grassipreis des Carl und Anneliese Goerdeler-Stiftungsfonds der LEIPZIGSTIFTUNG. Sie betonte, dass die Grassimesse als bedeutende Messe im Bereich des Kunsthandwerks gilt, mit einer hohen Sichtbarkeit, Reputation und internationalen Orientierung. Sie unterstrich die Unterstützung der Grassimesse durch die Goerdeler-Stiftung seit Anfang an und betonte, dass die Stadt auch in Zeiten großer Finanznöte an Grassimuseum und -messe unverändert festhalten wird.

Mit dem mit 3.000 € dotierten Grassipreis des Carl und Anneliese Goerdeler-Stiftungsfonds wurde von der Fachjury die an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein diplomierte Keramikerin Sonngard Marcks für ihr faszinierend bemaltes Porzellan und ihre Fayencemalerei ausgezeichnet. Die Jury führt aus: "Sonngard Marcks versteht es, sensibel und mit dem Blick auf das Schöne, die Sprache der Natur einzufangen. Damit steht sie in einer langen Traditon, die ihre künstlerische Blüte im Barock hatte. Auch Kannen, Vasenformen und Platten treten in den Dialog mit der vergangenen Pracht. Sonngard Marcks interpretiert sie aber neu, immer mit einem kleinen Zwinkern."

Weitere Informationen zu den Preisträgern und Ausstellern finden sich unter www.grassimesse.de/

Jurybegründung

Die Tafel im Römischen Saal des GRASSI Museums für Angewandte Kunst ist festlich eingedeckt. Prachtvoll glitzern Geschirr, Blumenarrangements und Speisen im Spiegelglanz und warten auf die Gäste. Für die Gaumenfreuden ist gesorgt: Winzige Walderdbeeren, reife Zitronen, Kirschen, Artischocken, Spiegeleier und vieles mehr laden ein, näherzutreten. Doch im nächsten Augenblick kippt der Eindruck - das verlockende Mahl entpuppt sich als unerwartet belebt. Allerlei Krabbelgetier scheint die Tafel zu bevölkern. Beim genaueren Hinsehen offenbart sich die Täuschung: Alle Köstlichkeiten, jedes Insekt, sind aus Porzellan gefertigt und bemalt - eine Szenerie, die im starren Moment des keramischen Materials geradezu lebendig wirkt. Und doch stellt sich keine Irritation ein. Viel zu sehr versteht es Sonngard Marcks, sensibel und mit dem Blick für das Schöne, die Sprache der Natur einzufangen. Damit steht sie in einer langen Tradition, die ihre künstlerische Blüte im Barock hatte. Auch Kannen, Vasenformen und Platten treten in den Dialog mit der vergangenen Pracht. Sonngard Marcks interpretiert sie aber neu, immer mit einem kleinen Zwinkern.

Die an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein Halle/Saale diplomierte Keramikerin gehört zu den selten gewordenen Künstler*innen, die die Fayence- und Porzellanmalerei noch auf diesem Niveau beherrschen. In der Fayencemalerei ist keine Korrektur möglich. Die Trennung der handwerklichen Arbeitsprozesse in der Manufaktur – der Fertigung der Gefäße und der Malerei – wird in ihrer Person aufgehoben. Das ist die hohe Kunst.

Und so gratuliert in diesem Jahr der Carl und Anneliese Goerdeler Stiftungsfonds zu diesem Gesamtkunstwerk, das bis ins Detail ein Augenschmaus ist. Um es mit den Worten der Künstlerin zu fassen: Es ist "vor allem: schön!"

Zu GRASSI-Messe und GRASSI-Preis

Im Jahre 1920 begründete der damalige Direktor des Kunstgewerbemuseums Leipzig, Richard Graul, eine eigene Verkaufsmesse, die als Grassimesse in die Geschichte einging. Sie sollte der kommerziellen Massenware, die auf den Mustermessen angeboten wurde, Paroli bieten und durch ihren hohen Qualitätsanspruch überzeugen. Durch die Einführung eines strengen Juryprinzips der Museumsleitung wurde die Grassimesse innerhalb kürzester Zeit zu einem europaweit anerkannten Forum für die "Kunstgewerbe"-Elite. Insgesamt nahmen zwischen 1920 und 1941 etwa 1.500 Kunsthandwerker, Gestalter, Kunstschulen, Künstlervereinigungen und Firmen vorwiegend aus Deutschland, Österreich und Skandinavien teil. Die Reihe der Namen - vom Bauhaus bis zur Wiener Werkstätte - steht gleichsam für ein markantes Stück Entwicklungsgeschichte der Angewandten Künste jener beiden Jahrzehnte.

Die Teilnahme an der Grassimesse kam dem Erwerb eines Gütesiegels gleich, das natürlich erst recht den hier erworbenen Objekten anhaftete. Eine große Anzahl fand, als "Archiv der Moderne" angelegt, Eingang in die Sammlungen des Museums. Auch heute erwirbt das Museum auf den Grassimessen besonders aussagekräftige Stücke. Sie sollen für die künftigen Generationen einen unverwechselbaren Ausschnitt zeitgenössischer Gestaltung dokumentieren. Carl und Anneliese Goerdeler haben in schwieriger Zeit die Grassimesse maßgeblich unterstützt.

Der Grassipreis der Carl und Anneliese Goerdelerstiftung soll diese Messe weiterhin fördern. Er ist zur Zeit auf 3.000 Euro dotiert. Zusätzlich finanziert die Carl und Anneliese Goerdeler-Stiftung ab 2024 einen Sonderankauf "Das Beste für die Sammlung" in Höhe von 3.000 Euro.

Bewerber können sich über www.grassimesse.de anmelden, sobald die Ankündigung über die jährlich im Oktober stattfindende Grassimesse erfolgt.

Zum Carl und Anneliese Goerdeler-Stiftungsfonds

Zum 1. Januar 2025 ist die Carl und Anneliese Goerdeler-Stiftung (CAG) mittels einer Zulegung als eigenständiger Stiftungsfonds "Carl und Anneliese Goerdeler" in die LEIPZIGSTIFTUNG übergegangen. Damit werden langfristig die Aktivitäten der Goerdeler-Stiftung in Leipzig gesichert, insbesondere die jährliche Verleihung des Kommunalwissenschaftlichen/Kommunalpolitischen Preises sowie des Grassi-Preises.

Die Preisverleihungen werden auch zukünftig von der Stadt Leipzig gemeinsam mit externen Partnern wie der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit und dem Institut für den Öffentlichen Sektor organisiert. Die Vermögensverwaltung des Stiftungsfonds erfolgt durch die LEIPZIGSTIFTUNG. Eine rechtliche Neuregelung war notwendig geworden, weil sich die Familie Goerdeler aus Altersgründen schrittweise aus der Verwaltung der Stiftung zurückgezogen hatte, aber ihre Unterstützung der Stadt Leipzig im kommunalpolitischen und kulturellen Bereich aufrechterhalten möchte.