Carl und Anneliese Goerdeler
Carl Friedrich Goerdeler, geboren am 31. Juli 1884 in Schneidemühl, enstammte einer preußischen Beamtenfamilie. 1902 nahm er ein Studium der Rechtswissenschaften an der Universiät Tübingen auf, 1905 wechselte er an die Alberina in Königsberg. Nach dem Studienabschluss entschloss er sich, eine kommunalpolitische Laufbahn anzustreben, die er in Solingen begann. 1912 wählte ihn die Stadtverordnetenversammlung in Solingen für zwölf Jahre in das Amt des Beigeordneten. 1920 wechselte er in das Amt des Zweiten Bürgermeisters in Königsberg. 1930 wurde er von der Leipziger Stadtverordnetenversammlung zum Oberbürgermeister der Stadt Leipzig gewählt.
Der Widerstand
Vom ersten Tag der NS-Regierung an wandte sich Carl F. Goerdeler energisch gegen unrechtliches Handeln der Nationalsozialisten, so bereits 1933 im sogenannten Flaggenstreit oder gegen den Boykott von jüdischen Geschäften. Er kritisierte die nationalsozialistische Wirtschaftspolitik so überzeugend, dass er – obwohl niemals Parteimitglied – von Hitler gebeten wurde, seinen Sachverstand und seine Erfahrung als Reichspreiskommissar unter Brüning dem Volk weiterhin zur Verfügung zu stellen. Angesichts der wirtschaftlichen Notlage willigte Goerdeler ein, trotz deutlicher Distanz zur Regierung („Konfrontation und Kooperation“, siehe auch die Zitate unter „Denkmal“). Die zunehmenden Unrechtstaten und Eigenmächtigkeiten der Nationalsozialisten führten dazu, dass Goerdeler 1935 das Amt des Reichspreiskommissars und 1936 das Amt des Oberbürgermeisters von Leipzig zur Verfügung stellte.
Sein weiterer Weg war der des konsequenten Widerstandes gegen Tyrannei, Verletzung von Menschenrechten und Kriegstreiberei. Mit einer zunehmenden Vielzahl Gleichgesinnter aus allen Bereichen der Gesellschaft wurden Netzwerke aufgebaut, Kontakte zum freiheitlichen Ausland begründet oder vertieft, Verfassungspläne und Regierungsübernahmen vorbereitet, militärische Umsturzpläne entworfen. Entschlossene, wohlvorbereitete Regierungsübernahme und sofortige Rückkehr zu rechtlichen Verhältnissen galt es trotz Krieg weitestmöglich sicherzustellen.
Die Familie Goerdeler stand geschlossen hinter Carl F. Goerdeler ( siehe „Mut zum Widerstand“ von der Tochter Marianne Meyer-Krahmer). Sohn Christian Goerdeler fiel im Krieg nicht zuletzt aufgrund seines Widerstandsgeistes, der zur Strafversetzung an die Ostfront auf vorgeschobene Position führte, Christian Goerdeler.
Das fehlgeschlagene Attentat vom 20. Juli 1944 machte die Widerstandskämpfer und ihre Familienangehörigen zu rücksichtslos Verfolgten. Carl F. Goerdeler und sein Bruder Fritz wurden ermordet. Die Ehefrau, die Geschwister, die Kinder (15 bis 31 Jahre alt) und weitere Verwandte kamen alle in „Sippenhaft“. Sie wurden als Geiseln für das Kriegsende genommen und von KZ zu KZ verschleppt. Die Enkel (3 Jahre und 9 Monate) kamen unter falschem Namen in ein NS-Kinderheim.